Von der Lesung des Ortes zur Quartier-Identität

Wir, die Logis Suisse AG, die Raum auf Zeit GmbH und die Denkstatt sàrl, sind neu in Pratteln und zunächst bewegen wir uns als vorsichtige Zuhörer und Beobachter durch den Ort und seine Lebenswelten. Die Phänomene, Eigenheiten, Akteure und Qualitäten, die uns dabei begegnen, versammeln wir in einem Katalog. Aus den sich abzeichnenden Zusammenhängen, Widersprüchen und Entwicklungslinien, können wir den Ort, seine Identitäten und Selbstverständnisse und mögliche Fragestellungen besser verstehen und in der kommenden Entwicklung beachten.

er Katalog wird in dieser Weise mit offenem Ende geschrieben und dient als Arbeitsgrundlage für die Entwicklung und Begleitung einer Quartier-Identität auf dem Areal der ehemaligen Coop-Verteilzentrale. Der Katalog versammelt vielfältige Elemente, an die sich in der Kommunikation der Arealentwicklung anschliessen lässt. Dazu gehören historische Entwicklungspfade sowie Gemeindefeste, Ansprechpartner in der Nachbarschaft, örtliche Besonderheiten, Materialität, Form, Farben und Struktur.

Der Katalog bildet so den aktuellen Stand unserer «Lesung des Ortes» auf 280 Seite ab. Er ist eine offene Versammlung und die Einladung zum Dialog. Viele Enden und Erzählfäden liegen noch offen. Einwände und Ergänzungen sind erwünscht und können jederzeit eingebracht werden.

«Die Identität eines Ortes kann man nicht machen, man kann ihr nur helfen, sich zu verwirklichen.»

Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis

HISTORISCHE ENTWICKLUNGSLINIEN

In der Recherche zeichnen sich 4 dominante Entwicklungspfade ab, die den Charakter von Pratteln in besonderer Weise noch heute prägen. Dazu zählen die Arbeitskultur, die räumliche Lage an wichtigen Handelsrouten, die Salz- und Chemieindustrie und die Land(wirt)schaft mit dem Weinanbau.

TYPOLOGIEN

Pratteln ist geprägt von einer eigenen Mischung wiederkehrender raumprägender Erscheinungen. Zu diesen sich abzeichnenden «Typen» zählen wir die Landmarken und Hochhäuser, die Flucht- und Knotenpunkte, Kreisel, Brunnen, Zwerg-Gärten, Zäune, vertikale Strukturen, Kamine, Big-Boxen und die Staffeln und Streifen.

PRAKTIKEN UND SPUREN

«Pratteln, was machst du?» ist die Frage, die uns in diesem Kapitel antreibt. An welchen Spuren können wir erkennen, was Pratteln tut oder nicht mehr tut? Auffällig sind uns z.B. die Spuren der Arbeit, ohne dass die Arbeit selbst offen zu sehen ist.

QUALITÄTEN

Qualitäten verstehen wir zunächst neutral als «Eigenschaften». Wie sind die Phänomene beschaffen? Wie werden sie ausgeführt? Pratteln vereint für uns verschiedene Qualitäten. So fällt die Sorgfalt ins Auge, mit der die Gärten und Häuser gepflegt werden. Oder die Lautstärke und Geschwindigkeit der Bahnen und Verkehrstrassen.

AKTEURE

Wer macht was in Pratteln? Welche Vereine, Institutionen und Firmen? Wie strukturieren sich die Altersgruppen, die Nachbarschaften und die Sprachen? Welche Kulturräume kommen hier zusammen? Wen muss ich Fragen, wenn ich etwas suche?

MATERIALITÄT

Pratteln zeigt eine besondere Mischung von Materialität. Metallgitter, Beton, Gleisbett, Paletten, Wellblech auf der einen Seite. Sandstein, Eisen, Holz, Wasser, Weinanbau und Geranium prägen das Gesicht der anderen Seite.

FARBEN

Die Farb-Codes von Pratteln sind divers. Im Inneren der Verteilzentrale dominieren Orange und Grün. Wir abstrahieren vielfältige Farbauszüge für verschiedene Anwendungen.

RHYTHMEN

In welchem Takt schlägt Pratteln? Sind Tram und SBB die Schrittmacher? Welche Rhythmen sind in die Industrielandschaft eingeschrieben? Greifen die Shed-Dächer und Wellblech-Hallen die Wellen des Rheins auf? Welchen Takt haben Arbeit und Freizeit? Pratteln feiert. Im Alltag, an Geburtstagen und über das Jahr. Hier versammeln wir auch alles, was wir über die Festkultur in Pratteln in Erfahrung bringen können.

TYPOGRAFIE

Welche Schriftarten, Zeichen und Symbole sind für Pratteln prägend? In diesem Kapitel versuchen wir die Landschaft der Schriften und Symbole zu kartieren, um sie für die Kommunikation der Arealentwicklung aufzugreifen.

ZUKUNFT

Was bringt die Zukunft für Pratteln? Wohin bewegt sich das Dorf? Wie und wer verändert es? Welche Ideen, Bilder und «Visionen» gibt es bereits und welche müssen wir erst noch auf- und entdecken?

Publiziert: 15.01.2018
Kategorien: Übergangsnutzung, Archiv